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Rechtsgeschichtliches Seminar im WS 2011/2012

Hexenprozesse zwischen Mythos und Wirklichkeit. Neuere Forschungen und Problemstellungen zu einem europäischen Phänomen

(Schwerpunktbereiche: Forensische Praxis; Kriminalwissenschaften)

Eine weitere Vorbesprechung (mit Vergabe der Themen) findet am Dienstag, den 11. Oktober 2011, 18.15 Uhr, in der Rechtsgeschichtlichen Bibliothek
(Universitätsring 4, EG) statt. Alle Interessenten sind herzlich
willkommen.

Die massenhafte Verfolgung und Verurteilung von Frauen, die sich angeblich der „Hexerei“ schuldig gemacht haben, ist eines der populärsten Themen der Rechts- und Kulturgeschichte. Während die Rechtsgrundlagen und die prozessualen Abläufe seit langem bekannt sind, harren die sozialen, mentalen und ideengeschichtlichen Umstände, welche dieses Phänomen trugen, noch immer der Aufhellung durch die Wissenschaft. Es handelt sich um gesamteuropäische Vorgänge, die jedoch  mit der Person des genialen Christian Thomasius in Halle verbunden sind. Er lieferte die entscheidenden theoretischen Grundlagen für die Beendigung der Hexenprozesse in Deutschland. Die Literatur über die Hexenprozesse ist fast unübersehbar geworden. Das Seminar will versuchen, auf dem Stand der neueren Forschung ein halbwegs reales Bild der Hexenprozesse zwischen traditionellen Vorstellungen und historischer Realität zu zeichnen.

Themen

  1. Waren Hexen immer weiblich?
  2. Wozu führte die SS eine Hexen-Kartei?
  3. Moderne Erklärungsversuche für das Massenphänomen „Hexenprozesse“;
  4. Kämpfer gegen die Hexenprozesse;
  5. Die entscheidenden Schriften des Christian Thomasius gegen die Hexenprozesse;
  6. Hexenprozesse gegen Kinder;
  7. Urteile und Gutachten der Wittenberger Juristenfakultät in Hexenprozessen;
  8. Der Prozess gegen Jeanne d’Arc;
  9. Der Prozess gegen Esmeralda in Victor Hugos „Der Glöckner von Notre-Dame“;
  10. Hexen und ihre Bestrafung im deutschen Volksmärchen;
  11. Hexen-, Zauberei- und Ketzerprozesse. Abgrenzung und Schnittmengen;
  12. Theoretische und praktische Grundlagen: Hexenhammer und Carolina;
  13. Das Ende der Hexenprozesse in Deutschland und Europa;
  14. Hexenprozesse im Spannungsfeld von Schul- und Volksmedizin in der Frühen Neuzeit;
  15. Klimawandel als Ursache für das Massenphänomen?
  16. Hebammen und andere „weise Frauen“ unter Generalverdacht;
  17. Die Motive der Gerichtsherren und Richter in Hexenprozessen;
  18. Hexen in Halle.

Literatur

  • W. Behringer (Hg.), Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, Frankfurt a. M. 2006;
  • ders., Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, 4. Aufl., München 2009;
  • O. A. Darr, Marks of an Absolute Witch. Evidentiary Dilemmas in Early Modern England, Abingdon 2011 (im Druck);
  • J. Dillinger, Hexen und Magie, Frankfurt a. M. 2007; Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hg.), Hexen. Mythos und Wirklichkeit, München 2009;
  • G. Jerouschek, Die Hexen und ihr Prozeß. Die Hexenverfolgung in der Reichsstadt Esslingen, Esslingen 1992;
  • ders., Die Hexenverfolgung als Problem der Rechtsgeschichte…, in: ZNR 15 (1993), S. 202-224;
  • J. Kaetzler, Magie und Strafrecht in Südafrika, Frankfurt/M. u.a. 2001;
  • K. Leszcyńska, Hexen und Germanen. Das Interesse des Nationalsozialismus an der Geschichte der Hexenverfolgung, Bielefeld 2009;
  • K. Rau, Augsburger Kinderhexenprozesse 1618-1730, Köln u.a. 2005;
  • W. Rummel/B. Voltmer, Hexen und Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2008;
  • L. Stokes, Demons of Urban Reform. Early European Witch Trials and Criminal Justice, 1430-1530, Hampshire u.a. 2011; H. Weber, „Von der verführten Kinder Zauberei“. Hexenprozesse gegen Kinder im alten Württemberg, Sigmaringen 1996;
  • M. Wilde, Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln u. a. 2004; R. Zagolla, Folter und Hexenprozesse. Die strafrechtliche Spruchpraxis der Juristenfakultät Rostock im 17. Jahrhundert, Bielefeld 2007.

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